Ordo Equestris Reginae Caeli

Das Kreuz


Das Kreuz ist Symbol für unseren Entschluss, im Dienste Gottes und des Ordens zu leben und zu handeln.


Wenn die Professnovizen und Devotionsaspiranten im Rahmen ihrer Investitur um das Kreuz bitten, entgegnet der Ordensmeister: „Seht das Kreuz Christi und ihn, den gekreuzigten Herrn. Um unseretwillen hat er das Kreuz getragen und ist am Kreuz gestorben, um uns von der Last unserer Schuld zu befreien und uns das Leben zu erwerben. Der auferstandene Herr ruft uns in seine Nachfolge unter dem Zeichen des Kreuzes. Wer zu ihm gehören und ihm dienen will, muss sein Kreuz auf sich nehmen und so ihm folgen.“


Daraufhin segnet der Ordenskaplan die Halskreuze mit den Worten: „Gott, unser Vater, durch das Leiden und Sterben und durch die Auferstehung deines Sohnes ist uns das Kreuz zum Zeichen des Lebens geworden. Wir bitten dich, sieh gnädig auf unsere Brüder und Schwestern, die diese Kreuze tragen sollen. Lass sie erfahren, dass das Joch des Herrn nicht drückt und seine Last leicht ist. Stärke unsere Brüder und Schwestern durch deinen Geist für ihren Dienst und segne † diese Kreuze, damit sie denen, die sie tragen, zum Segen werden. Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit, der Heiligen Jungfrau Maria, des Heiligen Johannes des Täufers und des Heiligen Bernhard von Clairvaux empfangt dieses Zeichen zur Verteidigung des Namens Christi, zur Verbreitung des Glaubens und zum Dienst an den Hilfsbedürftigen.“

Der Zeremoniar nimmt die Halskreuze vom Ordenskaplan entgegen und legt den neuen Rittern, Damen und Kaplänen das dem Stand Entsprechende an. Ordensmeister: „Wir geben Euch, Brüdern und Schwestern, dieses Kreuz, damit Ihr es liebgewinnt und es verteidigt. Tragt es mit Demut als Symbol der gesegneten Hingabe unseres Herrn am Kreuz und erinnert Euch stets daran, dass Ihr seine Streiter und Diener seid. Sollte es aber geschehen, dass Ihr im Kampfe für Christus und seine Kirche dem Kreuz den Rücken kehrt und es im Stich ließet, um dem Kampf zu entgehen, dann müsste Euch nach den Gebräuchen des Ordens mit Recht das heilige Zeichen genommen und Ihr aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen werden.“


Pfeilspitzenkreuz


Das Kreuz symbolisiert den Opfertod Christi und bezeugt so den christlichen Auftrag des Ordens.


Das achtspitzige Pfeilspitzenkreuz ist byzantinischen Ursprungs und stammt wahrscheinlich aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus. Die erste Wiedergabe des Ordenskreuzes in der Form und den Proportionen, wie es der Orden heute trägt, finden wir an dem 28stufigen Abstieg zur Kapelle der Hl. Helena an der Grabeskirche zu Jerusalem.1 Einige Gelehrte glauben, dass es die Normannen waren, die es nach Amalfi, in Süditalien, brachten. Einige Münzen bestätigen die Übernahme des achtspitzigen Kreuzes durch die alte Seerepublik ab dem Jahr 1080.


Die acht Spitzen des Kreuzes versinnbildlichen die acht Seligpreisungen in der Bergpredigt (Mt 5,1 ff) und die vier Arme die vier Haupttugenden nach Platon, welche auch Thomas von Aquin als christliche Kardinaltugenden beschreibt: Klugheit/Weisheit (sophía/sapientia), Gerechtigkeit (dikaiosýne/iustitia), Tapferkeit (andreia/fortitudo), Mäßigung/Besonnenheit (sophrosýne/temperantia).


Krone


Die Krone ist ein Hinweis auf Maria, die Königin des Himmels.


Fleur de lis / Lilie


Allem voran ist die Lilie in weißer (heraldisch silberner) Farbe ein Symbol für Maria, Patronin des Ordens. Das Zeichen erhielt als „Madonnen-Lilie“ und Symbol der Reinheit seine heutige Bedeutung in der christlichen Formensprache. Auch der Erzengel Gabriel wird – vor allem im Zusammenhang mit Mariä Verkündigung – mit einer Lilie attributiert. In seiner Hand repräsentiert sie die Jungfräulichkeit Marias.


Daneben verweist sie auf den Ursprung der Zisterzienser. Der Hauptschild des Zisterzienserwappens zeigt goldene Lilien auf blauem Grund, da der Orden 1098 in Burgund gegründet wurde.


Und sie steht für das ausdauernde und aufrechte Handeln der Brüder und Schwestern, so wie Lilien ausdauernd und aufrecht wachsend sind.


Farbton Ultramarinblau (Kreuz) und Weiß (Lilien)2


Ultramarinblau gilt heute als Farbe der Gottesmutter. Seit der Antike wurde Maria wie Jesus Christus jedoch in purpurroten Gewändern dargestellt. Aufgrund der Kostbarkeit dieser Farbe konnte diese in der Malerei nur sparsam eingesetzt werden, was die Bedeutung der beiden unterstrich. Aus einem ähnlichen Grund könnte Blau zur Marienfarbe geworden sein. Um den Farbton auf natürliche Art herzustellen, benötigt man den Halbedelstein Lapislazuli. Die Herstellung von Pigmenten aus Lapislazuli ist erst ab dem frühen Mittelalter dokumentiert. Seine blaue Farbe erhält das Mineralgemisch durch das darin enthaltenen Mineral Lasurit. Lapislazuli wird auch in China, Persien und Tibet gefunden, aber in herausragender Qualität – also mit hohem Lasuritanteil – nur an einer einzigen Stelle im Norden Afghanistans. Die besten Sorten wurden deswegen schon im Mittelalter aus Afghanistan über Venedig nach Europa importiert. So entstand der Name „azurro ultramarine“ (Ultramarinblau), was so viel bedeutet wie „Das Blau von jenseits des Meeres“. Nicht nur wegen des begrenzten Schürfgebietes und des weiten Transportweges war es dementsprechend teuer, vor allem das daraus hergestellte Pigment „Fra Angelico Blau“ war aufgrund seiner Beständigkeit und des aufwändigen  erstellungsverfahrens schon im Mittelalter sehr kostbar. Insgesamt sind für die Gewinnung bis zu 49 Arbeitsschritte notwendig, was noch heute den hohen Preis ausmacht.


Neben der Kostbarkeit des Blautons könnte seine symbolische Bedeutung eine Rolle spielen: Blau ist die Farbe des Himmels. Am Ende ihres Lebens ist Maria leibhaftig in den Himmel aufgenommen worden. In einen blauen Mantel gehüllt, verbindet sie so auch in der Kunst Himmel und Erde, Irdisches und Göttliches. Lange Zeit wurde Maria dann in der Farbkombination Rot und Blau dargestellt. Ihr Gewand war meist rot, darüber trug sie einen Mantel oder Schleier in Blau. Im 17. Jahrhundert etablierte sich der Typus der Maria Immaculata. Nach der Vision der heiligen Beatriz da Silva trägt Maria unter dem blauen Mantel eine weiße Tunika – Symbol ihrer Unschuld und Reinheit. Mit der großen Verehrung Mariens als Königin des Himmels in der Zeit des Barock und durch die künstlerischen Darstellungen der Marienerscheinungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts finden Blau und Weiß ihren Weg als Farben der Fahnen zu den Marienfesten bis an die Kirchtürme unserer Tage.


1) Wienand, Adam: Die Johanniter und die Kreuzzüge. In: Wienand, von Adam (Hg.) in Verbindung mit Carl Wolfgang Graf Spital zu Jerusalem; seine Geschichte, seine Aufgaben. Köln: Druck- und Verlagshaus, Wienand, 1988, 3. Auflage, S.22.

2) Siehe auch: https://www.erzbistum-paderborn.de/news/maria-in-der-kunst.

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